Ein Ort, der tiefe Sehnsucht weckt und unsere wildesten Träume übertrifft - der Himmel fasziniert Menschen seit jeher. Doch die gängige Vorstellung von Wolken, Harfen und Engelchen ist verglichen mit der biblischen Hoffnung eine armselige Satire. Lass uns also herausfinden, was Gottes Wort wirklich über das Leben nach dem Tod zu sagen hat.
Wie stellst du dir den Himmel vor?
Vielleicht überrascht es dich, aber nicht wenige Menschen nehmen den Himmel als einen sehr langweiligen Ort wahr. Kein Wunder, wenn Hollywood uns das Bild vermittelt, wir würden bis in alle Ewigkeit nichts anderes tun als mit Flügeln auf Wolken zu sitzen und Harfe zu spielen. Wen bitte reizt diese Vorstellung?
Doch von vorne. Erstmal denke ich, dass jeder Einzelne von uns eine innere Sehnsucht nach einer paradiesischen Heimat hat. Wir sehnen uns nach einem Ort, der frei ist von Leid, zerrütteten Beziehungen, Krieg, Ungerechtigkeit, Armut und Vergänglichkeit. Leider begegnen wir all dem so gut wie täglich - wenn nicht persönlich, dann zumindest in den Nachrichten - und merken, dass diese Erde in vielen Aspekten nicht so ist, wie sie sein sollte. Doch genau diese Sehnsucht offenbart eine tiefgründige Wahrheit über uns, wie C.S. Lewis es treffend formulierte:
"Wenn wir nun in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus doch schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen wurden."¹
Der Mensch ist nicht für die Vergänglichkeit geschaffen worden. Und trotzdem werden wir regelmäßig mit diesem Übel konfrontiert. Wie kann das sein? Die Bibel bezeugt uns, dass unsere jetzige Welt durch die Rebellion der Menschheit gegenüber ihrem Schöpfer - dem Sündenfall (1Mo 3) - maßgeblich beeinträchtigt wurde. Wir leben in einer gefallenen Schöpfung und bekommen die Konsequenzen und Symptome täglich zu spüren.
Doch es gibt Hoffnung! Die gute Nachricht des christlichen Glaubens lautet: Gott hat alles dafür getan, dass diese Katastrophe überwunden wird. Er ist in Jesus Christus Mensch geworden, um uns zu retten, zu heilen und eine reale Hoffnung zu schenken. Eine, die selbst im Angesicht des Todes bestehen bleibt. Immerhin hat Jesus höchstpersönlich den Tod besiegt! Und jeder Mensch, der an Jesus Christus glaubt und diesen Glauben durch sein Leben hindurch bewahrt und bewährt, wird wie Jesus nicht unter der Erde bleiben, sondern zu einem neuen Leben mit Gott auferstehen (Röm 8,11).
Nun stellt sich die Frage: Wie sieht dieses neue Leben mit Gott im Jenseits aus?
Ich darf dich ermutigen: "Die Vorstellung, dass wir nach unserem Tod als Seelen [sozusagen körperlose Gestalten] im Himmel weiterleben und dort möglicherweise Harfe spielen, ist eine Karikatur der biblischen Hoffnung und Gott sei Dank nicht biblisch." - so der Theologe Roland Hardmeier². Was aber dann? Was sagt die Bibel wirklich über die Verheißungen Gottes, die er uns für das ewige Leben zugesichert hat?
Das werden wir uns gemeinsam anschauen. Doch nicht unter Berufung auf Nahtod-Erlebnisse oder himmlische Visionen, die Menschen scheinbar gehabt haben, sondern auf der Grundlage von Gottes eigenem Wort, der Bibel. Kurzer Spoiler: es wird weitaus besser werden, als du es dir erträumen kannst.
Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr hat je gehört, und kein Mensch konnte sich jemals auch nur vorstellen, was Gott für die bereithält, die ihn lieben.
(1Kor 2,9; NGÜ)
Der Himmel als Thron Gottes
Die meisten Menschen denken beim Himmel an den ewigen Aufenthaltsort, der gute Menschen nach dem Tod erwartet. Wenn wir uns aber die biblischen Texte anschauen, die über den Himmel sprechen, stellen wir fest: Zunächst einmal ist der Himmel der Ort, wo Gott wohnt und seinen Thron aufgerichtet hat (Mt 23,22). Natürlich ist Gott allgegenwärtig (Ps 139,1-12), doch im Himmel manifestieren sich seine Gegenwart und Herrlichkeit auf vollkommenste Weise (Jes 6,1-4). Zudem wird er dort Tag und Nacht von seinen Engeln angebetet (Offb 4,8).
Offensichtlich können wir den Himmel als solchen weder sehen noch mit irgendeiner Technologie wahrnehmen. Dennoch handelt es sich um einen reale Sphäre, wo Gott der Vater (Mt 6,9) und Jesus Christus (1Pet 3,22) sich gegenwärtig "aufhalten". Gleichzeitig umgibt uns diese himmlische Dimension aber permanent und existiert parallel zur materiellen Welt in Raum und Zeit³. Gott sitzt also nicht einfach irgendwo ganz weit oben, tausende von Kilometern entfernt. Nein, er durchdringt das gesamte Universum und damit auch unsere irdische Atmosphäre⁴. Das bedeutet: Gott ist dir so nahe wie die Luft, die du atmest. Ist das nicht genial?
Nun lautet die spannende Frage: Ist dieser Himmel, von dem aus Gott regiert, derselbe Ort, an dem Gläubige ihre Ewigkeit verbringen werden? Instinktiv würden wir vermutlich mit "Ja" antworten. Was denn sonst? Immerhin schreibt der Apostel Paulus, dass uns nach dem irdischen Leben ein ewiges Zuhause in den Himmeln erwartet (2Kor 5,1-2) und wir bereits jetzt als Bürger des Himmels leben dürfen (Phil 3,20), also solche, deren wahre Heimat nicht auf dieser Erde zu finden ist. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Neuer Himmel und neue Erde
Ich stelle folgende These in den Raum: Nicht wir gehen in den Himmel - der Himmel kommt zu uns. Womöglich schockiert dich diese Aussage, deshalb lass mich dir erklären, was ich damit meine. Damit will ich nicht behaupten, dass der Mensch selbst in der Lage ist, das Paradies auf Erden herbeizuführen. Das Zeugnis der Bibel macht vielmehr deutlich, dass zwischen der jetzigen Welt, wie wir sie kennen, und dem Leben in der Ewigkeit zwei große Ereignisse stehen: Die Wiederkunft von Jesus Christus (Mt 16,27; Apg 1,11) und das Weltgericht (2Kor 5,10; Offb 20,11-12).
Doch auch dann spricht die Bibel nicht davon, dass wir für immer im Himmel, der Wohnung Gottes, sein werden. Stattdessen teilt uns der Apostel Johannes in Offb 21,3 mit, dass Gott seine Wohnung unter den Menschen aufrichten wird. Kurz davor lesen wir, dass dies auf auf einer "neuen Erde" geschehen wird. Genauer gesagt: Gott wird einen neuen Himmel (im Sinne von Himmelszelt bzw. Universum: vgl. 1Mo 1,1) und eine neue Erde erschaffen (2Pet 3,13; Offb 21,1). Interessant, oder? Die Hoffnung eines Christen ist also kein "gestaltloses Seelenleben im Himmel, sondern ein wirkliches, erlöstes Leben in einer neuen Schöpfung".⁵ Lass die traditionelle Vorstellung von Wolken und Harfe also getrost hinter dir.
Diese neue Welt wird im Neuen Testament mit zahlreichen Bildern veranschaulicht. Es ist die Rede von Wohnungen, die Jesus uns bereitet (Joh 14,2-3), von einer umwerfenden Stadt, dem neuen Jerusalem (Offb 21,2), von goldenen Straßen (Offb 21,21), lebensspendenden Bäumen (Offb 22,2) und vielem mehr. Doch bevor wir uns anschauen, was uns an diesem Ort erwartet, sollten wir noch klären, was mit dem Wort "neu" gemeint ist. Etwa ein völlig neues Universum? Oder die jetzige Welt, nur in erneuerter, perfektionierter Form? Denn auch über uns Christen heißt es, dass wir in der Verbundenheit mit Jesus eine "neue Schöpfung" (2Kor 5,17) geworden sind. Und doch bin ich dieselbe Person wie zuvor (manchmal mehr, als mir lieb ist) und du bist immer noch du, nicht wahr?
Es spricht einiges dafür, dass die jetzige Welt zwar fortbestehen bleibt, aber radikal transformiert werden wird. Zunächst einmal gibt es im Griechischen zwei Adjektive, die im Deutschen mit "neu" wiedergegeben werden: neos und kainos. Während das erste für etwas völlig Neues gebraucht wird, beschreibt kainos häufig etwas Erneuertes. Wie wenn ein altes Auto auf Vordermann gebracht wird und man sagt: "Es ist wie neu!" Rate mal, welches Wort sowohl bei der Neuschöpfung eines Christen als auch bei der Neuschöpfung von Himmel und Erde gebraucht wird. Richtig, kainos. Gott erneuert. Sowohl der Mensch als auch die Schöpfung werden generalüberholt.
Außerdem lesen wir in Röm 8,19-23, dass die jetzige, gefallene Schöpfung aufgrund der Vergänglichkeit der Erde sowie dem allzeit präsenten Leid "seufzt", also schwer darunter leidet, und sich nach dem Tag sehnt, wo all das der Vergangenheit angehört. In anderen Versen wiederum wird von einer "Verwandlung" der Schöpfung gesprochen (Heb 1,10-12; 12,26-27).
Nun haben Christen ja häufig die Perspektive, dass die Welt sowieso bald in Flammen aufgehen wird (2Pet 3,10). Damit geht oft das Gefühl einher, sich von dieser Erde zu distanzieren, um an einen Ort zu gelangen, wo alles besser ist. Die einzige, was wirklich zählt, sei also die Rettung von Seelen. Doch der Kontext bei Petrus erwähnt auch die Sintflut und behauptet, dass die Erde dabei untergegangen ist (2Pet 3,5-6). Im Nachhinein wissen wir aber, dass damit nicht die völlige Vernichtung der Welt gemeint sein kann, also dass sie aufhörte zu existieren. Vielmehr führte Gott einen globalen Neustart herbei, der die Erde von allem Bösen reinigen sollte.
Genauso wird es auch am Ende der Zeit sein. Himmel und Erde werden in ihrer jetzigen Gestalt vergehen, nicht aber ganz ausgelöscht werden. Im Gegenteil, die Erde wird durch Feuer gereinigt und von allem Schmutz, aller Ungerechtigkeit und Verdorbenheit befreit werden. Gott wird die ursprüngliche Unversehrtheit seiner Schöpfung wiederherstellen. Der bekannte Neutestamentler N.T. Wright weist diesbezüglich darauf hin, dass der Übergang von diesem gegenwärtigen Zeitalter zur Herrschaft des Messias keine Zerstörung des Universums bedeutet, sondern "eine Sache der radikalen Heilung" dieser Welt sein wird.⁶
Diese Welt ist also nicht dem völligen Untergang geweiht. Ja, sie wird durch das göttliche Gericht hindurch müssen und von allem gereinigt werden, was in der "neuen Welt der Gerechtigkeit"⁷ keinen Platz hat (2Pet 3,13). Doch genauso, wie Jesus einen verwandelten (aber nicht komplett neuen) Körper bei seiner Auferstehung empfangen hat (vgl. Lk 24,36-42). und wie wir zwar sterben müssen, aber als dieselbe Persönlichkeit auferstehen werden (1Kor 15,42.52), so wird auch die Schöpfung gewissermaßen vergehen und doch erneuert werden.
Aber Moment mal ...
... was hat es dann mit den erlösten Heiligen vor dem Thron Gottes auf sich (Offb 7,9)? Und außerdem, sagte Paulus nicht, bei Christus sein zu wollen (Phil 1,23) und daher lieber seinen Köper zu verlassen, damit er daheim beim Herrn sein kann (2Kor 5,8)? Spricht das nicht eindeutig für ein körperloses Dasein im Himmel? Gut, dass du fragst.
Die gängige Vorstellung sowohl von Christen als auch Außenstehenden, die ein Stück weit mit dem christlichen Glauben vertraut sind, lautet:
Leben auf der Erde
Leben nach dem Tod, entweder Himmel oder Hölle.
Die biblische Perspektive entspricht jedoch eher folgendem Modell:
Leben auf der Erde
Leben nach dem Tod, im Himmel bei Christus oder im Hades (dem Totenreich)
Auferstehung der Toten und neue Schöpfung
Es spricht somit tatsächlich einiges dafür, dass verstorbene Gläubige in die Gegenwart Gottes, also den klassischen Himmel als Ort der Anbetung kommen (vgl. Lk 16,19-26; Offb 6,9-11). Deshalb ist es meiner Meinung nach absolut legitim, über unsere verstorbenen Mit-Christen zu sagen, dass sie zum Herrn gegangen sind. Doch dabei bleibt es nicht. Denn wenn Christus wiederkommt, um die gesamte Menschheit zu richten, erscheint er gemeinsam mit seinen Heiligen (1Thes 3,13). Es folgt die Auferstehung aller Toten, das Endgericht und schließlich schafft Gott eine erneuerte Schöpfung, die wir bis in alle Ewigkeit unsere Zuhause nennen dürfen.
Was erwartet uns?
Für gewöhnlich betrachten die meisten Christen den Himmel als einen Ort des endlosen Nichtstuns. Sozusagen eine Kombination aus "ewigem Gottesdienst und ewigem Urlaub"⁸. Ist es wirklich das, was uns in der Ewigkeit erwartet? Singen und "chillen"? Weit entfernt.
Worin wir unser sicher einig sind: in der Ewigkeit werden wir bei Gott sein (Joh 17,24; 1Thes 5,10; Offb 21,3). Und das bedeutet: wir werden für immer in der Gegenwart desjenigen leben, der die Quelle alles Lebens und aller Freude ist! Noch im Alten Testament war es den Priester nicht möglich, sich der Herrlichkeit Gottes zu nahen (2Chr 5,14) und selbst Mose konnte das Angesicht Gottes nicht sehen (2Mo 33,18.20). Doch in der neuen Schöpfung werden wir genau dazu in der Lage sein (Offb 22,4) und die damit einhergehende himmlische Freude erfahren (Ps 16,11; Mt 25,21).
Auch zu den Umständen, die uns in der neuen Schöpfung erwarten, malt uns die Bibel viele Bilder vor Augen. Besonders die Texte beim Propheten Jesaja sowie die beiden letzten Kapitel der Offenbarung (in denen Johannes durchgehend auf Jesaja Bezug nimmt) führen uns in eine Welt hinein, die idyllischer nicht sein könnte - und sich gleichzeitig erstaunlich irdisch und menschlich anhört. Natürlich gibt es einige unerlässliche Unterschiede: z.B. werden keine Waffen mehr hergestellt (Jes 2,4) und sogar zwischen den Tieren wird vollkommene Harmonie herrschen (Jes 11,6-8).
Damit werden wir auf eine faszinierende Tatsache hingewiesen. Die neue Schöpfung ist eine Rückkehr zum Garten Eden (1Mo 2). Doch es ist mehr als das. Der ursprüngliche Zustand von Eden wird nicht nur wiederhergestellt, sondern überboten, weiterentwickelt und perfektioniert. Aus dem Garten wird eine blühende Stadt. Und an diesem Ort wird es bis in alle Ewigkeit keine Tränen, kein Leid und keinen Tod mehr geben (Offb 21,4). Dabei muss Johannes auf Negation, also verneinende Aussagen, zurückgreifen, da diese zukünftige Realität so herrlich und andersartig ist, dass sie kaum in Worte zu fassen ist. Wahnsinn, oder!?
Während das jetzige Zeitalter also von menschlicher Sünde, Rebellion, Gewalt, Ungerechtigkeit, Krankheit, Schmerz, Leid und Tod geprägt ist, wird das kommende Zeitalter gekennzeichnet sein von Frieden, Gerechtigkeit, Freude, Aufblühen und dem Leben in Fülle. Uns erwartet eine überaus herrliche Zukunft. Ein Ort voller Schönheit, Überfluss und Freude, an dem all unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte gestillt sein werden und die so deprimierende Vergänglichkeit unseres Lebens endlich überwunden sein wird. Die Ewigkeit wird ein wahres Fest sein (Jes 25,6-8). Eine kosmische Hochzeit steht an (Mt 22,1-14; Offb 19,7)!
Das bedeutet: das echte Paradies müssen wir uns nicht auf dieser Erde schaffen, es erwartet uns noch. Und unsere Erfüllung müssen wir nicht in Konsum, sexueller Freiheit oder rücksichtsloser Karriere suchen, weil die wahre Erfüllung erst noch kommt.⁹ Gleichzeitig ist der Himmel aber kein Schlaraffenland. Es handelt sich, anders als im Islam, nicht um einen Ort der Überversorgung und ständigen Lust, sondern ein "heiles Leben".¹⁰ Eben das Leben, wie Gott es sich von Anfang an für den Menschen gedacht hat.
Unsere ewige Existenz
Jetzt haben wir schon viel darüber gesprochen, wie wir uns diese neue Schöpfung in etwa vorstellen können. Aber was wird aus uns werden? Wie wird unser Leben in der Ewigkeit aussehen? Erstmal sollte es uns nicht verwundern, dass viele Dinge ähnlich sein werden wie hier. Wir werden essen, trinken (Lk 22,30) und sogar arbeiten (vgl. Lk 19,17; Offb 22,5).
Ja, du hast richtig gehört. Arbeit wird einen Großteil unserer Beschäftigung ausmachen. Immerhin ist sie schon vor dem Sündenfall ein wesentliches Element der guten Schöpfung Gottes gewesen (1Mo 2,15), Teil unserer göttlichen Berufung und spiegelt die Gottesebenbildlichkeit des Menschen wider. Aber keine Sorge: die ganze Anstrengung, der Stress, das nervige Gefühl, unterfordert oder überfordert zu sein ... all das wird es nicht mehr geben. Der Fluch aus 1Mo 3,17-19 wird der Vergangenheit angehören. Von nun an wird die Arbeit uns erfüllen, begeistern, positiv herausfordern, Spaß machen und bedeutsam sein.
Damit steht auch fest, dass das ewige Leben "kein bewegungsloser Zustand ohne Entwicklung"¹¹ sein wird. Gott hat die Menschheit mit der Fähigkeit erschaffen, Dinge zu entwicklen, kreativ zu sein und positive Veränderung zu bewirken. Wieso sollte das mit dem Beginn der Ewigkeit plötzlich ein Ende nehmen? Selbst der Garten wurde zu einer Stadt. Und wer weiß, was die Ewigkeit alles an Gott-verherrlichender Entwicklung und Kreativität mit sich bringt. Völlig frei vom destruktiven Einfluss der Sünde. Wo der Mensch wirklich Mensch sein kann, wie Gott ihn beabsichtigte. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich hört sich das alles andere als langweilig an!
Das Neue Testament verrät uns auch etwas über unsere Körper. So wie Jesus von den Toten auferstanden ist, werden auch wir eines Tages auferstehen (1Kor 15,20-23). In diesem Moment empfangen wir von Gott einen neuen, verherrlichten Körper, der dem von Jesus nach seiner Auferstehung ähnlich sein wird (Phil 3,21). Und so wie Jesus weiterhin er selbst war, werden auch du und ich dieselbe Persönlichkeit bleiben, die wir jetzt sind. Gut möglich, dass du ähnliche Talente und Fähigkeiten besitzen wirst, wie Gott sie dir auf der Erde geschenkt hat bzw. wie du sie dir angeeignet hast. Außerdem werden wir unsterblich sein (1Kor 15,53) und weder alt noch schwach noch krank werden.
Dennoch sind wir in gewissen Punkten nach wie vor begrenzt. Wir werden natürlich nicht Gott gleich sein und somit etwa keine Allwissenheit besitzen. Vielmehr bleiben wir Lernende¹² (was ein großartiger Aspekt des Menschseins ist) und dürfen die Ewigkeit damit verbringen, unseren Gott und seine überwältigende Liebe immer besser kennenzulernen!
An dieser Stelle könnte man noch eine ganze Weile philosophieren und spekulieren, wie die Ewigkeit konkret aussehen wird. Ob wir schlafen und auf Toilette gehen werden, ob es ausschließlich vegetarisches Essen geben wird, ob wir unsere Haustiere wiedersehen und vieles mehr. Manches können wir auf Grundlage der Schrift zuversichtlich festhalten (z.B. dass es keine Ehe und somit auch keinen Geschlechtsverkehr mehr geben wird: Mt 22,30), anderes ist durchaus wahrscheinlich (z.B. der Vegetarier-Aspekt, so schockierend das für dich vielleicht sein mag) und bei vielem tappen wir auch im Dunkeln.
Was wir aber wissen dürfen: Gott wird uns in seiner Liebe nichts Gutes vorenthalten! Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Tätigkeiten, unser ganzes Dasein - alles wird in Harmonie mit Gottes wunderbaren Absichten gebracht. Wir werden mit unserem Schöpfer in Gemeinschaft leben und Seite an Seite mit Jesus selbst über eine vollkommene Schöpfung herrschen. Und das für immer!
Auswirkungen auf das Heute
Unsere Eschatologie (Fachbegriff für die Lehre von den letzten Dingen, sozusagen die »Theologie des Endes«) - wie wir also Zukunft und Ewigkeit betrachten - hat große Auswirkungen auf unsere Ethik. Wie wir also über den Himmel und die Ewigkeit bei Gott denken, prägt, wie wir das Leben im Hier und Jetzt gestalten.
Deshalb ist es meiner Meinung nach essenziell, den Schleier der Tradition abzulegen und eine wirklich biblische Hoffnung zu empfangen. Ich ermutige dich dazu, diese Hoffnungsperspektive mit in deinen Alltag zu tragen. Das ist es nämlich, was die ersten Christen kennzeichnete: eine große Sehnsucht und ständige Erwartung an die Wiederkunft von Jesus, der alle Dinge wieder ins Gleichgewicht rücken wird. Ich vermute, dass es uns in der westlichen Gesellschaft oft zu gut geht, sodass wir diese Perspektive gerne beiseite schieben.
Doch Jesus und die Apostel lehrten, dass wir diesbezüglich eine neue Haltung einnehmen müssen. Unser Blick soll auf das Himmlische ausgerichtet sein (Kol 3,2). Erst dann werden wir auch das diesseitige Leben so gestalten können, dass es Bestand für die Ewigkeit hat. Dann werden "unser tägliches Leben und unsere Zukunft bestimmt durch den Glauben an Jesus, die Liebe zu den Mitchristen sowie zu allen Menschen, mit denen wir zusammenleben, und die Hoffnung auf unsere endgültige Erlösung. Dann sind wir jederzeit bereit für Jesu Wiederkunft."¹³
Lasst uns unser Leben im Licht dieser Hoffnung leben. Als Frauen und Männer Gottes, die ganze Sache mit ihrem König machen (vgl. 2Pet 3,11). Wenn das der Fall ist, wird nichts, was du und ich auf dieser Erde tun, vergeblich sein (1Kor 15,58). Gott wird es bewahren und in welcher Form auch immer dafür sorgen, dass wir die Früchte bis in alle Ewigkeit genießen dürfen. Sei dir sicher: vor uns liegt ein Abenteuer, das unsere kühnsten Vorstellungen übertrifft.
Danke Jesus, für diese großartige Zuversicht:
Deine Augen werden den König in seiner Schönheit sehen; du wirst ein weites Land erblicken.
(Jes 33,17; NLB)
¹ C.S. Lewis (2016): Pardon, ich bin Christ. S. 132
² Roland Hardmeier (2020): Stadt des Königs. Eine biblische Theologie der Hoffnung. S. 301 Ein geniales Buch zu den Themen Endzeit und Ewigkeit.
³ Alister McGrath (2020): Der Weg der christlichen Theologie. S. 666
⁴ Diese faszinierende Wahrheit wird besonders gut von Dallas Willard formuliert: Gott. Du musst es selbst erleben. (2022), S. 133ff.
⁵ Roland Hardmeier (2020): Stadt des Königs. Eine biblische Theologie der Hoffnung. S. 302
⁶ N.T. Wright (2011): Von Hoffnung überrascht. S. 135
⁷ Roland Hardmeier (2020): Stadt des Königs. Eine biblische Theologie der Hoffnung. S. 311
⁸ John Mark Comer (2023): Ruhe. Arbeit. Ewigkeit. Der göttliche Rhythmus von Ruhe und Arbeit für dein Leben. S. 219
⁹ Vgl. Ulrich Neuenhausen (2022): Die Offenbarung. Das Buch, das glücklich macht. S. 140
¹⁰ Ebd. S. 144
¹¹ Roland Hardmeier (2020): Stadt des Königs. Eine biblische Theologie der Hoffnung. S.
¹² 1Kor 13,12 spricht davon, dass "ich erkenne, wie auch ich erkannt worden bin". Damit ist aber keine Allwissenheit gemeint, sondern eine Erkenntnis, die frei von Fehlern ist (und natürlich unsere jetzige Erkenntnis weit übersteigen wird).
¹³ Wilfried Haubeck (2022): Wiederkunft Christi und Auferstehung der Toten. In: Armin Baum / Rob van Houwelingen (2022): Kernthemen neutestamentlicher Theologie. S. 357
Comments