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Gottesfurcht: Schlüssel zum wahren Leben

Gottesfurcht bzw. die Furcht des HERRN nimmt in der gesamten Bibel eine zentrale Rolle ein. Wenn wir uns mit den entsprechenden Aussagen beschäftigen, werden wir feststellen: Gott zu fürchten ist nicht nur absolut notwendig, sondern auch der Schlüssel zu einer kraftvollen und intimen Gemeinschaft mit Gott.


Eine Frau mit braunen Augen, die erwartungsvoll nach oben schaut.

Wovor fürchtest du dich?


Jede und jeder Einzelne von uns kennt sicherlich das unangenehme Gefühl, wenn sich Furcht in unserem Körper breit macht. Wir alle haben etwas, vor dem wir uns fürchten; ob das nun die klassische Angst vor Höhen oder etwa die Furcht vor dem Dunklen, der Zukunft oder dem Tod ist. Andere wiederum fürchten sich vor Spinnen oder Clowns. Den menschlichen Phobien sind dabei keine Grenzen gesetzt. So gibt es auch Personen, die eine reale Angst vor Freitagen (Friggaphobie), leeren Biergläsern (Cenosillicaphobie) oder langen Wörtern haben (die ironischerweise Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie genannt wird). Kein Scherz!


Mit unserer Furcht verbinden wir in der Regel etwas sehr Negatives. Wir wollen mit dieser Sache nichts zu tun haben. Wie kommt es also, dass die Bibel enorm häufig von Gottesfurcht bzw. der Furcht des HERRN spricht? Sollten wir etwa Angst vor Gott haben?


Genau das wollen wir uns fragen: Was meinen die Texte des Alten und Neuen Testamentes, wenn sie dazu auffordern, Gott zu fürchten? Du wirst sehen, dass es sich dabei keineswegs um ein abwegiges Konzept oder eine überholte Vorstellung eines tyrannischen Gottes handelt, mit dem wir nichts zu tun haben wollen. Im Gegenteil, die Furcht des HERRN ist unerlässlich für eine intime, kraftvolle Beziehung zu genau dem Gott, den uns das Neue Testament als die vollkommene Liebe in Person präsentiert. Eine Person, die Gott fürchtet, ist laut der Bibel tatsächlich überaus gesegnet und glücklich zu schätzen.


Bevor wir jedoch sehen, wieso das der Fall ist und was es konkret bedeutet, Gott zu fürchten, müssen wir uns erst einmal bewusst machen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben.


Das biblische Gottesbild


Alle Weisheit beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor dem Herrn hat. Den heiligen Gott kennen, das ist Einsicht.


In diesem Vers wird die Gottesfurcht bzw. Ehrfurcht vor dem Herrn in direkten Zusammenhang damit gestellt, den heiligen Gott zu kennen. Erst, wenn wir den lebendigen Gott kennenlernen, verstehen wir auch, wieso er zu fürchten ist. Nun wird das Wort "kennen" in unserer Gesellschaft ja sehr inflationär gebraucht. Es ist heutzutage nichts ungewöhnliches, wenn ich etwa behaupte, eine Person zu kennen, obwohl ich sie nur einmal getroffen oder vielleicht sogar lediglich von ihr gehört habe. Aber bedeutet das bereits, eine Person zu kennen?


Wenn wir darüber sprechen, Gott zu kennen, ist die Grundvoraussetzung zunächst einmal, dass wir eine richtige Vorstellung von Gott haben. Es wäre zum Beispiel falsch, in Martin Luther King den Reformator des 16. Jahrhunderts zu sehen. Obwohl beide Männer denselben Namen sowie den christlichen Glauben teilten, handelt es sich eindeutig nicht um dieselbe Person. Genauso können wir richtige Ansichten über eine allmächtige Gottheit besitzen, doch um den dreieinigen Gott der christlichen Glaubens zu kennen, brauche ich zunächst ein Gottesbild, dass mit der biblischen Realität übereinstimmt.


Der einflussreiche Theologe A. W. Tozer sagte dazu folgendes: “What comes into our minds when we think about God is the most important thing about us.” Auf Deutsch in etwa: “Was uns in den Sinn kommt, wenn wir an Gott denken, ist das Wichtigste an uns.” Fakt ist nämlich, dass deine Vorstellung von Gott maßgeblich dafür verantwortlich ist, welche Rolle Er einerseits in deinem Leben einnimmt und andererseits, wie gesund und kraftvoll dein Leben als Christ ist. Da in unserer Gesellschaft die verschiedensten Gottesbilder kursieren, ist es essenziell, seine Ansicht von Gott von der biblischen Offenbarung prägen zu lassen.


Während heutzutage besonders der Aspekt des liebenden Gottes hervorgehoben wird - was ich natürlich zu 100% bejahe - zeigt uns Gottes Wort eine deutlich vielfältigere und ausgewogene Sicht von Gottes Wesen und Charakter. Der liebevolle Gott kann auch zornig werden (2. Mose 34,6-7; Römer 1,18). Der nahbare Gott steht weit über uns und lässt sich von keinem Menschen wirklich fassen (Jesaja 55,8-9; Jeremia 23,23). Der himmlische Vater ist der Richter aller Menschen (Psalm 7,11; 1. Petrus 4,5). Der sich opfernde Retter wird all diejenigen verdammen, die seine Vergebung von sich gewiesen haben (Matthäus 25,41.46; Johannes 3,36). Da wir alle zu Einseitigkeit neigen, ist es von enormer Bedeutung, das persönliche Gottesbild mit dem der Bibel in Einklang zu bringen.


Und wenn wir das tun, verstehen wir auch, weshalb zahlreiche Menschen, die in der Bibel mit dem lebendigen Gott in Kontakt kamen, mit einer überwältigenden Furcht reagierten - sowohl im Alten als auch im Neuen Testament (2. Mose 3,6; Offenbarung 1,17). Und das ist absolut nachvollziehbar! Wenn kleine, schwache Menschen ihrem Schöpfer begegnen - demjenigen, der mit seinem Wort das Universum erschaffen hat (1. Mose 1,1.3), der von Millionen von Engeln angebetet wird (Offenbarung 7,11-12) und für alle Ewigkeit auf dem Thron sitzt (Psalm 45,7) ... Kann unsere Reaktion dann eine andere sein? Wenn wir diesen heiligen Gott kennenlernen, ist Gottesfurcht mehr als angemessen!


Gesunde Gottesfurcht


Doch was meint die Bibel nun, wenn sie über Gottesfurcht spricht? Sollen wir wirklich Angst vor Gott haben? Die Antwort darauf ist ein klares Nein! Angst vor Gott sehen wir etwa im Garten Eden, nachdem Adam und Eva gegen Gottes Gebot rebelliert haben:


Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, wie Gott, der Herr, im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen.


Aufgrund ihres Fehlverhaltens schämten sich Adam und Eva vor Gott (1. Mose 3,10) und hatten sogar Angst, in seiner Gegenwart zu sein. Diese ungesunde Furcht führte zu einer Lähmung, zu Misstrauen und Abstand von Gott. Das ist eindeutig nicht mit der Furcht des HERRN gemeint, die von den biblischen Autoren so geschätzt wird. Wir müssen also eine deutliche Unterscheidung zwischen gesunder und ungesunder Gottesfurcht vornehmen.


Für Christen hat eine gesunde Gottesfurcht auch nichts mit Angst vor dem Gericht bzw. der Strafe Gottes zu tun. Der christliche Glaube bekennt, dass Jesus höchstpersönlich das Gericht Gottes über unsere Schuld auf sich genommen hat, als er für dich und mich am Kreuz gestorben ist (Jesaja 53,4-6; Römer 5,8-9). Und Paulus stellt in einer der schönsten Verheißungen der Bibel fest: es gibt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind! Wenn du dein Leben Jesus Christus anvertraut hast, bist du vollkommen versöhnt mit Gott (Römer 5,1). Nichts und niemand kann dich mehr von seiner Liebe trennen (Römer 8,38-39)! Angst vor Gott und seiner Strafe über Sünde braucht nun keinen Platz mehr in deinem Leben zu haben.


Vielmehr beschreibt die gesunde Gottesfurcht laut der Randbemerkung der BasisBibel "eine Haltung größter Hochachtung gegenüber Gott, die sowohl Bewunderung als auch Erschrecken zum Ausdruck bringt."¹ Ich finde diese Aussage sehr zutreffend. Gott fürchten heißt also, ihn wirklich ernst zunehmen als den majestätischen Schöpfer und König des gesamten Universums, der die Macht und Autorität über unser Leben hat.


Jesus selbst betonte im Kontext der Aussendung seiner 12 Apostel, dass nicht die Menschen gefürchtet werden sollen, die ihnen feindlich gesinnt sind und sie womöglich auch töten (was in späteren Jahren bei vielen dieser Jünger und bis heute leider der Fall ist). Stattdessen soll Gott allein gefürchtet werden, da er nicht nur in der Lage ist, unser irdisches Leben zu nehmen, sondern ebenso die Macht hat, die menschliche Seele der Hölle preiszugeben (Matthäus 10,28). Jesus macht also deutlich: "Mit Gott sind keine Spielchen zu spielen. Lebt euer Leben vielmehr so, dass es eurem himmlischen Vater gefällt, selbst wenn ihr deswegen in allerlei Schwierigkeiten geratet."


Gleichzeitig wollte er seinen Jüngern damit nicht sagen, dass sie dieses Schicksal erwarten würde. Im Gegenteil, im selben Atemzug spricht er von der liebevollen Fürsorge des Vaters (Matthäus 10,29-31). Die Furcht des HERRN muss immer gepaart sein mit der Liebe zu Gott, die eine Erwiderung seiner vollkommenen Liebe zu uns ist. Paulus redet etwa in Römer 12,1 und 2. Korinther 7,1 davon, dass die Ehrfurcht vor Gott und ein entsprechender Lebensstil auf dem Fundament von Gottes Barmherzigkeit und Verheißungen zu uns stehen.


Eine ungesunde Gottesfurcht hat also mit Misstrauen ("Meint Gott es wirklich so gut mit mir?") und Angst vor Gott und dem Gericht zu tun, während die gesunde, biblische Furcht des HERRN die Anerkennung von Gottes Größe und Macht darstellt und mit den Zusagen seiner Liebe und Fürsorge verbunden ist.


Gott im Alltag fürchten


Wie sieht diese gesunde Gottesfurcht nun im Alltag aus?


Zunächst einmal macht die Schrift deutlich, dass die Ehrfurcht vor Gott dazu führt, das Böse bzw. Gott Entgegengesetzte hinter sich zu lassen. So wie mich die Furcht positiv davor bewahrt, zu nahe an eine Klippe heranzutreten, hilft mir die Gottesfurcht, mich nicht auf Dinge einzulassen, die mir nur schaden würden.


... durch die Furcht des HERRN weicht man vom Bösen.


Wenn ich den heiligen Gott kenne und sowohl weiß, dass er das Böse nicht toleriert als auch, was es ihn gekostet hat, die gefallene Menschheit vor dem Bösen zu retten, werde ich Scheu davor haben, Dinge zu tun oder zu unterlassen, die mein himmlischer Vater nicht gutheißt. Und das nicht aufgrund von Angst die mich antreibt oder einer äußerlichen Religiosität, sondern weil ich eine lebendige Liebes- und Freundschaftsbeziehung zu meinem Gott pflegen darf.


Das gilt auch für zwischenmenschliche Beziehungen: Kinder sollten ihren Eltern ja nicht aus Angst gehorchen, sondern weil sie ihnen vertrauen und wissen, dass Mama und Papa es gut mit ihnen meinen. Und als Ehepartner bin ich meiner Frau nicht deshalb treu, weil ich Angst habe, sonst aufzufliegen, sondern weil ich sie liebe! Ebenso soll der Gehorsam zu Gott - und damit die Trennung von sündigem Verhalten (vgl. 2. Timotheus 2,19) - aufgrund meinem Vertrauen und der Liebe zu ihm erfolgen.


Außerdem zeigt sich die Gottesfurcht im Alltag darin, dass ich Gott zur Priorität meines Lebens mache. Wenn ich Gott ernst nehme, werde ich ihm auch den Platz in meinem Leben geben, der ihm gebührt. »God first« soll keine bloßes Motto meiner Instagram-Biografie sein, sondern sich durch mein tägliches Verhalten als echt erweisen. Konkret bedeutet das, Zeit mit meinem Vater zu verbringen und ihn besser kennenzulernen, sodass mein gesamter Lebensstil davon geprägt wird - welche Entscheidungen ich treffe, welche Personen mich umgeben, mit welchen Filmen und welcher Musik ich mich fülle, wie ich mit meinen Finanzen umgehe, meinen Mitmenschen begegne ... All das soll zu seiner Ehre dienen (1. Korinther 10,31)!


Die Frage dabei sollte nicht lauten: "Wie weit kann ich gehen, bevor es Sünde ist?" Stattdessen sollten wir uns fragen: "Ehrt das Gott? Bringt mich das näher an das Herz von Jesus?"


Schlüssel zum wahren Leben


Die Bibel ermutigt uns anhand zahlreicher Verheißungen dazu, Gott zu fürchten. Diejenigen, die Gott ernst nehmen, werden mit vielfältigen Segnungen beschenkt. Hier ein paar Beispiele:


Wer dem HERRN mit Ehrfurcht begegnet, gewinnt starke Zuversicht. Auch seinen Kindern bietet sie Zuflucht. Ehrfurcht vor dem HERRN ist eine Quelle des Lebens. Wer sich daran hält, entgeht dem Tod.


Wie steht es mit dem Menschen, der in Ehrfurcht vor dem HERRN lebt? Ihn lässt der HERR den Weg erkennen, den er wählen soll. Sein Leben lang erfährt er Gutes, und seine Nachkommen werden einst das Land besitzen. Der HERR zieht die ins Vertrauen, die in Ehrfurcht vor ihm leben; seinen Bund macht er ihnen bekannt.


Siehe, das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten; auf denen, die auf seine Gnade harren, dass er ihr Leben vom Tod rette und sie in Hungersnot am Leben erhält.


Wenn du eine wirklich gesegnete Frau bzw. ein wirklich gesegneter Mann sein möchtest: Lebe in der Furcht des HERRN. Dann wirst du in der innigen Gemeinschaft mit Gott das wahre Leben finden, so wie es sich Gott von Anfang an gedacht hat.


Unserer heutigen Gesellschaft ist genau das verloren gegangen (vgl. Römer 3,18). Weil die meisten Menschen nicht mehr wissen, wer Gott wirklich ist, fällt es ihnen leider auch nicht schwer, diesen Gott nicht ernst zu nehmen. Deshalb sehen wir, dass Sünde immer salonfähiger wird und es zunehmend komisch und sogar anstößig wird, nach christlichen Werten zu leben. Doch damit sich das gesellschaftliche Klima wendet, braucht es Frauen und Männer, die ihren Gott kennen, lieben und in Ehrfurcht vor ihm leben. Nur so können unsere Mitmenschen den Gott der Bibel auch wieder ernst nehmen - wenn Christen es tun und das Wort Gottes nicht nur predigen, sondern auch danach leben.


Gott segne dich mit einer tiefen Offenbarung seiner Größe, Majestät und Liebe!


 

¹ BasisBibel: Altes und Neues Testament (2021), Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft

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