Das Evangelium weiterzugeben ist der Auftrag von jedem Christen. Doch um Menschen nicht unnötig vor den Kopf zu stoßen, sollten wir lernen, die gute Nachricht behutsam und effektiv zu vermitteln. Wie kann das im Gespräch mit unseren muslimischen Freunden aussehen?
Mit Nicht-Christen über den eigenen Glauben zu sprechen, fällt vielen Gläubigen nicht leicht. Vielleicht ergeht es dir auch so. Du möchtest die andere Person nicht belästigen und ihr deine Überzeugungen nicht aufstülpen. Besonders bei Muslimen tun sich viele Christen schwer, ein evangelistisches Gespräch zu führen. Gleichzeitig weißt du aber, wie sehr deine Mitmenschen Jesus brauchen und wünscht dir nichts mehr als dass sie seine Liebe und Rettung erfahren. Schweigen sollte also keine Option sein. Im Folgenden möchte ich dir deshalb einige Tipps an die Hand geben, damit du Muslimen die gute Nachricht sicher, liebevoll und hoffentlich effektiv weitergeben kannst.
Starte mit Gebet
Das Gebet ist unsere mächtigste Waffe. Im Gebet wenden wir uns an unseren allmächtigen Gott und Vater, der die Anliegen seiner Kinder ernst nimmt. Gott hat verheißen, dein Gebet zu erhören (Jeremia 29,12-13; Johannes 16,24). Und besonders in der Mission ist Gebet das A und O, da diese Aufgabe - Menschen zu einer lebendigen Beziehung mit Gott zu führen - aus rein menschlicher Sicht nicht möglich ist. Es braucht das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes, der eine Person erkennen lässt, wer Jesus wirklich ist (Matthäus 16,15-17) und ihr somit neues Leben schenkt (2. Korinther 5,17). Wenn wir also sehen wollen, wie Muslime zum Glauben an Jesus Christus finden, ist es unsere erste Aufgabe, dafür zu beten.
Kenne dein Gegenüber
Als Christen sind wir dazu berufen, unsere Mitmenschen zu lieben. Das bedeutet selbstverständlich, dass wir sie nicht einfach als "Bekehrungsobjekte" betrachten, sondern ernsthaftes Interesse an ihnen zeigen. Es ist also nur angemessen, vor einem Austausch mit Muslimen in Erfahrung zu bringen, was es mit ihrer Religion eigentlich auf sich hat. Ich ermutige dich, dich mit der Geschichte des Islam, der muslimischen Kultur und den Kernaussagen des Koran auseinanderzusetzen und so ein Verständnis für die Weltanschauung des Islam zu entwickeln. Auf diese Weise legst du bereits ein gutes Fundament für ein tieferes, respektvolles Gespräch.
Der Punkt "Respekt" ist nämlich enorm wichtig. Du solltest die andere Person und ihren Glauben nicht runtermachen. Jesus selbst sagt, dass ein Erkennungsmal seiner Nachfolger die Liebe ist (Johannes 13,35; 15,9-12; vgl. 1. Korinther 13). Wie würdest du dich wohl als Christ fühlen, wenn jemand im Gespräch mit dir das Christentum oder sogar Jesus selbst schlecht redet? Damit ist natürlich keineswegs gesagt, dass ein sachlicher Dialog über (religiöse) Meinungsverschiedenheiten und eine klare Positionierung zu biblischen Wahrheiten lieblos wären. Gerade, weil wir Muslime lieben, müssen wir ihnen die rettende Botschaften mitteilen. Doch wie wir über solche Themen reden, ist entscheidend dafür, wie die Botschaft angenommen wird. Verwechsle eine mutige Verkündigung nicht mit Unhöflichkeit und Taktlosigkeit. Wie wäre es dagegen, zunächst einige Vorzüge von Muslimen zu ehren, wie zum Beispiel ihre oft große Ehrfurcht vor Gott, ihre Hingabe zum Glauben oder auch ihre Gastfreundschaft?!
Nun solltest du herausfinden, was dein Gegenüber wirklich glaubt. Denn wie es oft bei Christen der Fall ist - dass die persönlichen Überzeugungen nicht immer mit dem Wort Gottes übereinstimmen - so ist es auch bei Muslimen gelegentlich der Fall. Nicht alle Muslime sind Koran-Experten und besonders im Westen spielen die verschiedensten Einflüsse von außen eine wichtige Rolle für die eigene Weltanschauung. Deswegen solltest du nicht gegen Aspekte des Islam argumentieren, wenn sie für deinen Gesprächspartner irrelevant sind. Konzentriere dich auf das, was die Person an persönlichen Glaubenssätzen vertritt. Dafür eignet es sich natürlich hervorragend, Fragen zu stellen.
Der Inhalt des Gesprächs
Wenn du das Gespräch nun auf Jesus lenken möchtest, ist es sinnvoll, mit einer gemeinsamen Basis zu starten. Christen und Muslime sind beide monotheistisch, d.h. sie glauben an einen Gott. Diese Gemeinsamkeit allein ist schonmal hilfreich, um über den Glauben zu reden. Doch tatsächlich teilen die beiden Religionen viele weitere Überzeugungen, wie etwa die Jungfrauengeburt von Jesus, seine Sündlosigkeit oder die vielen Wunder, die er tat und somit Menschen half. Auch das Leben nach dem Tod und ein Tag des Jüngsten Gerichts spielen für das Christentum und den Islam eine wichtige Rolle. Diese Grundlage kann dazu dienen, tiefer in die Thematiken einzutauchen und letztlich das Evangelium zu teilen.
Ich würde es dir empfehlen, nicht gleich zu Beginn mit theologischen Schwergewichten wie etwa der Dreieinigkeit ins Haus zu fallen. Muslime befremdet diese Vorstellung, weshalb sie Christen oft einen Glauben an drei Götter vorwerfen. So wichtig diese biblische Lehre auch ist - wir müssen uns bewusst sein, dass diese Themen ein intellektuelles Hindernis darstellen können, dass Muslime vom Christentum fern hält und häufig in Wortstreite ausarten. Wir sind jedoch nicht dazu da, theologische Debatten zu gewinnen. Wir wollen einer kostbaren Menschenseele helfen, Frieden mit Gott zu finden.
Deswegen bin ich ein Befürworter davon, den Fokus auf Jesus Christus und sein Evangelium zu richten - wer er ist und was er für uns getan hat. Denn darum geht es: eine lebensverändernde Begegnung mit dem lebendigen Christus. Christen stellen ihren Glauben an Jesus aber häufig eher als Dogma dar, das akzeptiert werden muss (ich bekenne mich schuldig) und weniger als eine Realität, die es zu erfahren gilt. Doch genau das macht den christlichen Glauben aus: eine lebendige Beziehung zu einer realen Person - dem auferstandenen Herrn Jesus - der fähig ist, mit Menschen auf ihrer eigenen Ebene in Beziehung zu treten.
Und ja, in einem solchen Gespräch spielt natürlich auch die Theologie eine bedeutende Rolle. Da es bei Muslimen jedoch häufig Probleme mit christlichen Vorstellungen gibt (z.B. dass Jesus der Sohn Gottes ist), müssen wir darauf achten, Begriffe und Konzepte zu erklären. Stelle deinem Gegenüber Rückfragen ("Was verstehst du unter Sohn Gottes" - Muslime lehnen zurecht den Gedanken an eine biologische Zeugung durch Gott ab) und erläutere das christliche Verständnis diesbezüglich. Immerhin wollen wir sicherstellen, dass dein Gesprächspartner auch versteht, was du ihm mitteilen möchtest.
Versuche hier auch immer wieder deutlich zu machen, wieso Jesus so wichtig für uns ist. Ja, für eine wiederhergestellte Beziehung zu Gott, für Vergebung von unseren Sünden und das ewige Leben. Doch Christen erwecken manchmal den Eindruck, das Evangelium sei so "himmlisch", dass es "irdisch nutzlos" sei. Zumindest nehmen Muslime das so wahr, wenn Christen von komplexen, kosmischen Wahrheiten reden. Der Islam ist in ihren Augen alltagsrelevanter und praktischer. Dabei ist Jesus sehr wohl relevant für mein Leben im Hier und Heute. Er möchte mir beistehen, meine Sorgen tragen und zeigt mir in seinem Wort, wie das menschliche Leben sinnvoll ist und wirklich gelingen kann. Diese Dimension sollten wir nicht vernachlässigen. Dazu kannst du dein Gegenüber darauf hinweisen, wie Jesus den Menschen damals begegnet ist und ihre Bedürfnisse sowohl gesehen als auch gestillt hat. Und vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, mit deinem muslimischen Gesprächspartners für gewisse Anliegen zu beten.
Weitere Tipps
Christen sind dazu aufgerufen, ein Leben zu leben, das dem Evangelium entspricht. Besonders wichtig ist das, wenn wir unseren Glauben teilen. Sehen andere um dich herum, dass du es ernst mit Jesus meinst? Hier geht es nicht um Perfektion, aber wer will einem Menschen schon zuhören, wenn dieser seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Lass uns also glaubwürdige Boten der guten Nachricht sein.
Teile dein Zeugnis mit Muslimen. Wie hast du Jesus erlebt? Was hat dich dazu gebracht, ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben zu bekennen (Johannes 14,6)? Wie hilft dir dein Glaube in schweren Zeiten? Eine persönliche Geschichte lässt dein Gegenüber wissen, dass du nicht bloß von abstrakten Überzeugungen sprichst, sondern Jesus auch heute noch wirkt und Menschen verändert.
Sei dir bewusst, dass eine Bekehrung für die meisten Muslime alles andere als ein Spaziergang ist. Die Entscheidung für Christus krempelt oft ihr ganzes Leben um und kann sie einiges kosten. Es kann sein, dass die Familie sich plötzlich gegen sie stellt (welche im Islam gewöhnlich einen deutlich höheren Stellenwert für das Leben besitzt als in unserer individualisierten westlichen Gesellschaft). Enterbung, Verfolgung und sogar Morddrohungen sind Umstände, denen sich solche frischgebackenen Christen vor allem in stark islamisch geprägten Ländern ausgesetzt sehen. Doch auch in Deutschland kann der Glaube an Jesus viel von Muslimen abverlangen. Zudem sind sie mit einer völlig neuen Sicht auf die Welt konfrontiert: Gottesbild, theologische Konflikte, Moral- und Sündenverständnis usw. All das ändert sich für einen Muslim. Deshalb ist es wichtig, sie in diesem Prozess zu begleiten, der häufig auch über einen längeren Zeitraum erfolgt. Als Christen sollten wir hier die Rolle eines helfenden Freundes einnehmen.
Ermutige dein Gegenüber zum persönlichen Bibellesen. Der Koran selbst spricht übrigens von der Bibel in höchsten Tönen (z.B. Suren 3,3; 4,136). Viele Muslime interessieren sich dafür und nicht wenige haben durch die Bibel Jesus Christus kennengelernt.
Schlussendlich ermutige ich dich: vertraue auf die Kraft von Gottes Wort. Gott hat verheißen, dass sein Wort nicht leer zurück kommt (Jesaja 55,10-11; Lukas 1,37). Und vertraue auf den Heiligen Geist. Er ist es, der Menschen die Wahrheit über Jesus offenbart und durch uns wirken möchte!
Möge Gott dich gebrauchen, um seine Liebe unter Muslimen (und andere Menschen) sichtbar zu machen!
Yorumlar